Vor einiger Zeit erzählte mir meine Tochter, dass sie bei einer Freundin eine Fertig-Lasagne gegessen habe. Ihre Schlussfolgerung daraus war: „Vielleicht können ihre Eltern ja nicht so gut kochen?!“
Ich antwortete: „Naja, oder sie kochen einfach nicht so gerne? So wie ich!“
Da schaute mich meine Tochter verwundert an und sagte: „Aber Mama, Du kochst doch sicherlich gerne! Sonst würdest Du das doch nicht andauernd machen, oder?!“
Gerade in Corona-Zeiten weiß man ja ehrlicherweise gar nicht, ob man über diese Bemerkung lachen oder weinen soll. Schließlich wird die Liste an Dingen, die wir aus Vernunftsgründen machen bzw. nicht mehr machen, länger und länger.
Aber gerade deshalb hat mich die überraschte Frage meiner Tochter wachgerüttelt…
Aus Kindersicht können wir Erwachsenen in allen Lebensbereichen komplett frei wählen: Wir können abends so lange wach bleiben wie wir wollen, und theoretisch könnten wir den ganzen Tag Süßigkeiten essen, anstatt den Kochlöffel zu schwingen. Außerdem können wir unseren Beruf frei wählen und sogar unseren Wohnort.
In der Realität sieht das natürlich anders aus. Es gibt (auch ohne Corona) Dinge, die wir „vernünftigerweise“ tun, auch wenn unser Bedürfnis ein anderes wäre. Sport, Bewegung, früh ins Bett gehen, wenig Alkohol und Süßigkeiten, usw. Das alles sind Dinge, die wir als Erwachsene machen (oder lassen), weil uns bewusst ist, wie wichtig sie zum Beispiel für unsere Gesundheit sind.
Aber schalten wir nicht manchmal auch an den falschen Stellen den „Vernunfts“-Knopf an, der unsere Bedürfnisse lahmlegt?
Wie sieht’s aus mit dem Job, den man schon lange hasst? Oder mit der Beziehung, die man innerlich schon aufgegeben hat? Wie sieht’s aus mit der einen Freundin, die man nur noch aus Pflichtgefühl anruft? Oder mit dem Hobby, das man nur noch macht, weil man zu faul ist, sich ein neues zu suchen?
Sind das alles wirklich bewusst getroffene Vernunfts-Entscheidungen (wie Bewegung und gesundes Kochen)? Oder sind wir nur zu träge, zu bequem, zu unbewusst, zu ängstlich, um etwas zu verändern?
Gerade momentan kommen viele zu mir ins Coaching, weil sie das Gefühl haben: Ich will wieder bewusster handeln. Ich will bewusst Dinge weglassen, die nicht mehr stimmig sind, und bewusst Dinge in mein Leben holen, nach denen ich mich schon lange sehne.
Es ist die Zeit des Aufräumens, die Zeit der Klarheit und der Entscheidungen.
Wenn Du also das nächste Mal aufwendig kochst, eine alte Freundin anrufst, einem Hobby nachgehst oder Deinen Job machst, stell Dir doch mal die Kontroll-Frage meiner Tochter: „Wenn es Dir keinen Spaß macht, dann würdest Du es ja nicht machen, oder???“