Viele Menschen, die zu mir ins Coaching kommen, sind in Aufbruch- oder Umbruchphasen. Einige stehen vor dem Abschluss ihres Studiums, andere sind schon ein paar Jobs weiter, aber spüren, dass sie etwas verändern wollen.
Eine Frage, die sich viele von ihnen natürlicherweise stellen, ist die Frage: Was will ich beruflich machen?
Diese Frage unbeantwortet im Kopf zu haben, ist, wie ich aus eigener Erfahrung weiß, wirklich schon stressig genug. Aber was bzw. wer diese ohnehin schon schwierige Situation noch sehr viel schlimmer macht, ist die Schwester, der beste Freund, die Mutter, der Vater oder die Oma, die „immer schon wussten, dass sie Lehrer, Ärzte, Modedesigner oder Buchhändler werden wollen“.
Diese Menschen, egal wie nett sie sein mögen, machen uns Suchenden das Leben zur Hölle, weil wir gar nicht anders können als zu denken:
MIT MIR STIMMT DOCH IRGENDWAS NICHT!!!
Überhaupt ist uns durchschnittlichen Menschen das Vergleichen mit anderen ja leider in die Wiege gelegt. In jeder misslichen Situation scheint es jemanden in unserem Umfeld zu geben, der es irgendwie besser kann. Der das Essen ohne Kleckern meistert, der ohne Schweißflecken durch den Sommer kommt und ohne Panik durch die Prüfung.
Genauso schauen wir als Suchende um uns herum und sehen Menschen, die eben nicht mehr suchen. Die schon gefunden haben.
Diese Menschen setzen uns zusätzlich unter Druck, weil sie schon am Ziel sind und wir eben nicht.
Aber genau hier liegt der Denkfehler.
Denn wie man in Köln sagt: Jeder Jeck ist anders. Und wenn ich das nicht schon vorher wusste, weiß ich es spätestens, seitdem ich mit dem Enneagramm arbeite. Jedes Individuum, aber auch jeder Persönlichkeitstyp, hat seine Stärken und Herausforderungen, und was des einen Leid ist, ist des anderen Freud.
So ist zum Beispiel der „Macher“ (Typ3) immer auf dem Weg zu irgendeinem Ziel, das er schnell erreichen will. Und so effizient wie er ist, gelingt ihm das auch meistens. Im Gegensatz zu anderen Typen, wie zum Beispiel dem „Vermittler“ (Typ 9), stellt er sich nicht andauernd die Frage: „Welches Ziel will ich denn erreichen? Was passt gut zu mir? Kann ich das auch wirklich?“ Stattdessen geht er in der Regel auf sein Ziel los und erreicht es. Punkt.
Jetzt liegt es nahe, dass der eine (Typ 9) neidisch zum anderen schaut und denkt: „Ich würde auch lieber mehr auf die Reihe kriegen, anstatt mich dauernd im Kreise zu drehen mit meinen Sinnfragen!!“
Und ja, ein bisschen mehr MACHEN ist auch genau das, was Typ 9 braucht. Mutig Schritte in eine Richtung zu gehen und sich Ziele zu setzen, anstatt sich mit einer Frage wie „Was will ich beruflich machen?“ immer und immer wieder im Kreise zu drehen. Das ist genau das Ziel, das Typ 9 erreichen wird, wenn er sich auf seinen Entwicklungsweg macht.
Gleichzeitig ist es aber eben nicht so, dass Typ 3 im Gegensatz zu Typ 9 schon alles richtigmacht! Es mag ihm leichter fallen, sich Ziele zu setzen und diese auch zu erreichen.
Aber ist er deshalb am Ziel und die anderen nicht?
NEIN! Denn seine großen Entwicklungs-Ziele sind ganz andere!
Während Typ 9 aus unserem Beispiel ins MACHEN kommen muss, ist Typ 3 so sehr damit beschäftigt, seine Ziele zu erreichen und dafür Anerkennung zu bekommen, dass er oft vergisst, sich auf seinem Weg die essentiellen Fragen zu stellen: „Was ist mir denn wirklich wichtig? Was will ich erreichen, auch wenn keiner guckt (also ohne Anerkennung dafür zu bekommen)?“
Das (Entwicklungs-)Ziel von Typ 3 ist also, nicht andauernd nur effizient Ziele zu erreichen, sondern hier und da mal stehenzubleiben, um vom MACHEN zum SEIN zu kommen.
Des einen Freud ist des anderen Leid.
Die gute Nachricht also zum Schluss: Wenn Du noch auf der Suche bist, hast Du nichts falsch gemacht!! Und wenn Du schon angekommen bist, natürlich auch nicht!!
Es gibt einfach solche und solche. Und während die einen noch suchen, sind die anderen scheinbar angekommen – bis sie merken, dass die Suchenden schon Antworten auf Fragen haben, die sie sich selbst noch gar nicht gestellt haben……. und so weiter.
Der Weg ist eben doch das Ziel. Und Deiner ist genau richtig! Für Dich.
Ps: Im April ist mein Büro hier mehrheitlich zu, weil ich für ein Enneagramm-Seminar in die USA reise und auch für andere schöne Projekte viel unterwegs bin. Das einzige, was ich in den nächsten Wochen trotzdem anbiete, sind die 90-minütigen Kompakt-Coachings mit Enneagramm Typisierung. Bei Interesse schreibe mir gerne eine Email an: coaching(at)ankefehring.com.
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