Wie Du mit dem Enneagramm Dein Leben veränderst

Mai 30, 2016

Nun ist es endlich an der Zeit, die Katze aus dem Sack zu lassen. Seit Monaten lasse ich das Stichwort Enneagramm fallen, erzähle von Enneagramm-Abenden und habe seit letzter Woche auch einen Enneagramm Selbst-Test auf meiner Seite, aber so richtig erklärt habe ich das Modell hier in meinem Blog noch nicht.

Da ich davon überzeugt bin, dass es mein Leben für immer verändert hat und auch Dein Leben für immer verändern kann, möchte ich nicht länger warten.

Hier ist es also: Das Enneagramm.

Das Enneagramm ist ein Persönlichkeitsmodell, das die Menschen (alle Menschen!) in neun Persönlichkeits-Typen einteilt.

An dieser Stelle fangen die ersten schon an zu schwitzen oder die Augen zu verdrehen. Alle Menschen in neun Typen? Klingt nach Schubladen-Denken.

Ja klar, ein bisschen ist das so. Das möchte ich auch nicht abstreiten. Aber dafür sind Modelle ja da. Sie geben uns in dieser ansonsten unübersichtlichen Welt eine gewisse Struktur, eine Übersicht und in diesem Fall vor allem eine schnelle Einsicht in uns selbst.

Im Gegensatz zu anderen Persönlichkeitsmodellen geht das Enneagramm aber davon aus, dass wir Menschen ein enormes Veränderungs- und Entwicklungspotenzial haben. Es zeigt Dir also nicht nur: Guck mal, in dieser Schublade steckst Du fest! Sondern Du kannst auch vom Modell ableiten, wie Du Dich aus Deiner Schublade befreien kannst! Klingt vielversprechend, oder? Aber dazu später noch mehr.

Hier nun erstmal das Einmaleins des Enneagramms.

Zunächst müssen wir uns in einem der 9 Typen erkennen. Das ist ein wichtiger und auch nicht immer ganz einfacher Schritt. Ein Selbst-Test wie es ihn auf meiner Website gibt, kann Deiner ersten Orientierung dienen. Die Selbst-Typisierung bzw. die Selbst-Erkenntnis ist dann aber der wichtigste Teil. Du musst Dich selbst in einem Typ wiederfinden. Erst dann kannst Du weitergehen.

Einen wichtigen Hinweis bietet hierzu das „Intelligenzzentrum“. Im Enneagramm sprechen wir von 3 „Intelligenzzentren“:

 

BAUCH, HERZ und KOPF

In jedem dieser Zentren sind drei der neun Typen zuhause.

Typen 8, 9 und 1 sind BAUCHTYPEN. Bauchtypen haben eine starke Intuition, sind sehr unabhängig und machen sich viele Gedanken darüber, welche Rolle sie in der Welt spielen (wollen).

Typen 2, 3 und 4 sind HERZTYPEN. Herztypen sind gefühlsstark und suchen intensiven Kontakt mit den Menschen um sie herum.

Typen 5, 6 und 7 sind KOPFTYPEN. Kopftypen verlassen sich am liebsten auf ihr Denkvermögen. Sie wägen ab und sammeln viele Informationen, bevor sie sich entscheiden.

Wie und wo triffst Du am liebsten oder am besten Deine Entscheidungen?

Verlässt Du Dich dabei auf Dein Bauchgefühl? Schaust Du sehr danach, was andere machen oder davon halten? Sammelst Du viele Informationen und wägst lange ab, bevor Du Dich entscheidest?

Antworten auf diese Fragen geben wichtige Hinweise darauf, in welchem Zentrum Du primär zuhause bist.

 

Nun zu den neun Typen…

 

TYP 1 – der Perfektionist.

Typ 1 strebt in allem, was er tut, nach Perfektion. „Einfach mal“ etwas ausprobieren liegt ihm fern. Entweder er macht es RICHTIG oder gar nicht. Überhaupt teilt er vieles in „richtig“ oder „falsch“ ein. Für ihn wegweisend ist dabei sein Innerer Kritiker, der ihn sehr laut und ohne Unterlass daran erinnert, dass er alles noch besser machen könnte. Diese hohen Erwartungen an sich selbst überträgt Typ 1 auch häufig an sein Umfeld. „Wie können andere sich mit 70% zufriedengeben?“

 

TYP 2 – der Helfer.

Typ 2 nimmt mit anderen Menschen sehr leicht Kontakt auf und spürt sich automatisch in sein Gegenüber hinein. Schnell findet er heraus, was dieser (von ihm) brauchen könnte. Ein freundliches Lächeln? Herzliche Worte? Eine helfende Hand? Typ 2 weiß manchmal schon vor dem anderen, was ihm in diesem Moment helfen könnte. Zu helfen ist das Lebenselixier des Typ 2. Gleichzeitig fällt es ihm enorm schwer, selbst Hilfe anzunehmen. Selbst bedürftig zu sein, anstatt zu geben? Keine leichte Aufgabe…

 

TYP 3 – der Macher.

Typ 3 strebt nach Anerkennung. Hierfür ist er bereit, vollen Einsatz zu zeigen. Leistung und das Erreichen von Zielen machen diesen Typ aus. Er macht es aber nicht (nur) für sich, sondern vor allem für den Applaus. Das Image muss stimmen. Oft herrscht deswegen in seinem Innern ein enormer Druck – die Angst, vor den Augen anderer zu versagen, wiegt schwer und treibt zur Höchstleistung an – sei es im Beruf, in der Partnerschaft oder als Elternteil… Anders als Typ 1 orientiert sich Typ 3 hierbei mehr an Effizienz als an Perfektion.

 

TYP 4 – der Individualist.

Typ 4 ist gerne anders als die anderen. Ob optisch, verbal, in Lebenslauf oder Lebensart – Hauptsache, er ist nicht „gewöhnlich“. Selbst wenn man es im Außen nicht immer mitbekommt, ist Typ 4 im Inneren mit wahren Palästen an Gefühlen ausgestattet. Manchmal kommen diese enormen Gefühle an die Oberfläche – entweder bewusst kanalisiert (über Ventile der Kunst z.B.) oder etwas ungeordneter (Stichwort „Drama Queen“). Typ 4 bleibt häufig auf der Suche nach sich selbst. Er hat eine Sehnsucht danach „anzukommen“ – aber gleichzeitig Angst, damit auch wieder nur gewöhnlich zu sein.

 

TYP 5 – der Forscher.

Typ 5 geht bei allem, was er macht, in die Tiefe. Er forscht, liest und beobachtet, bis er am Grund des Geschehens angekommen ist. Dafür braucht er viel Zeit und Raum – am liebsten für sich alleine. Typ 5 kann distanziert wirken, weil er sich nicht so gerne in der Mitte von allem bewegt. Was aber nicht bedeutet, dass er geistig nicht präsent ist! Er beobachtet einfach lieber, als aktiv teilzunehmen. Es fällt ihm schwerer als anderen Typen, Kontakt zu Menschen aufzubauen und diesen auch zu halten.

 

TYP 6 – der Skeptiker.

Typ 6 sieht sich die Dinge von allen erdenklichen Seiten an, bevor er eine Entscheidung trifft. Mit einem großen Sicherheitsbedürfnis ausgestattet geht er gerne alle Worst-Case-Szenarios im Kopf durch – in der Hoffnung, so auf alles vorbereitet zu sein. Im Team oder in der Familie übernimmt er automatisch viel Verantwortung, weil er nicht selten der einzige zu sein scheint, der wirklich an ALLES denkt. Manchmal steht ihm seine Unschlüssigkeit im Weg, um tatsächlich nach vorne zu gehen.

 

TYP 7 – der Enthusiast.

Typ 7 sucht im Leben immer wieder nach neuen Eindrücken, Ideen und Impulsen. Dabei kann er sich für vieles schnell begeistern. Sei es eine neue Sportart, ein fernes Land, ein ihm unbekannter Mensch oder eine neue Projektidee. Alles, was neu ist, ist besser als die 10 Projekte, an denen er schon länger sitzt. Routine? Nein, danke. Optimistisch geht Typ 7 durchs Leben und lässt sich dabei ungern von negativen Erfahrungen runterziehen. Lieber geht er weiter und begeistert sich für die nächste Idee.

 

TYP 8 – der Herausforderer.

Typ 8 ist ein charismatischer Anführer. Nicht weil er unbedingt das Sagen haben will, aber weil er bereit ist, Verantwortung zu übernehmen, wenn es darauf ankommt. Mit einem großen Gerechtigkeitssinn ausgestattet beschützt er sein Team oder seine Familie ebenso wie er sie fördert und herausfordert. Häufig strebt Typ 8 maßlos nach Maximen. Wer nicht 120 % gibt, kann es gleich lassen. Wenn er Angst hat, übervorteilt zu werden, versucht er, seine sensible Seite gänzlich zu überspielen und kann andere unangemessen dabei hart (ver)urteilen.

 

TYP 9 – der Vermittler.

Typ 9 strebt nach Harmonie. Aus Angst vor Konflikten versucht Typ 9, es allen Menschen in seinem Umfeld recht zu machen – außer sich selbst. Diese Haltung führt häufig dazu, dass er sich lange nicht entscheiden kann und sich stattdessen in sich selbst zurückzieht. Typ 9 ist der geborene Mediator, weil er sich in alle Menschen hineinversetzen und ihr Verhalten nachvollziehen kann. Klarheit für den eigenen Standpunkt zu gewinnen und diesen auch nach außen zu vertreten, ist dafür eine große Herausforderung.

Soweit die neun Enneagramm-Typen in der Kurzversion.

Hast Du schon eine Idee, welcher Typ Du sein könntest?

 

An dieser Stelle kommt immer wieder die Frage, ob wir auch mehrere Typen sein können.

Und die Antwort lautet: Jein.

Ja, weil wir natürlich in uns Teile von allen Typen wiederfinden. Von den einen mehr als von den anderen, aber auf jeden Fall erkennen wir alles ein bisschen in uns wieder.

Nein, weil jeder von uns ein Grundmuster hat. Das Enneagramm erläutert für jeden Typ sehr detailliert und spezifisch Grund-Bedürfnisse, -Ängste, -Herausforderungen und ihre Entwicklungswege. Unser Typ ist sozusagen unser Haupt-Betriebsprogramm, in dem automatische Verhaltensmuster und Sichtweisen gespeichert sind.

ABER ich hatte ja anfangs schon erwähnt, dass das Enneagramm dynamisch ist. Es zeigt uns einen Weg auf, wie wir unserem Haupt-Betriebsprogramm entkommen. Wie wir flexibler werden können in Verhaltensmustern und Sichtweisen.

Denn nur so können wir eine echte Veränderung auf Dauer herbeiführen.

Wenn wir lediglich an der Oberfläche kleine Schräubchen verstellen, aber immer noch auf demselben Programm laufen, werden wir unser Leben lang an dieselben inneren Grenzen stoßen.

Das Enneagramm hat mein Leben von Grund auf verändert, weil ich mich mit all meinen Stärken, Herausforderungen und vor allem in meinen automatischen Mustern schonungslos klar erkannt und auch ertappt gefühlt habe. Ich gebe zu, dass das nicht in jeder Phase angenehm war, aber nur so konnte ich mich selbst von Grenzen befreien, die ich seit Jahrzehnten mit mir herumtrage.

Bewusstsein ist der erste Schritt zur Veränderung.

Ich glaube fest daran, dass wir uns von unseren inneren Grenzen befreien können und unser wahres Potenzial dadurch erst wirklich zum Vorschein kommt und gelebt werden kann.

Das Enneagramm empfehle ich in diesem Zusammenhang als den Spiegel, in dem wir uns schonungslos ehrlich, konstruktiv und wohlwollend wiedererkennen und dann entsprechend entwickeln und verändern können.

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