Seit Monaten versuche ich, den Stress aus unserer Morgen-Routine herauszunehmen… Auf der Suche nach einer Lösung musste ich erst einmal zu meinen Bedürfnissen stehen lernen und Ratschläge ignorieren, die mir nicht gut tun.
Jeden Morgen das gleiche Chaos-Programm. Wenn ich um 7 Uhr aufstehe, schaffen wir gerade alles rechtzeitig. Aber nicht ohne dass ich gefühlte 1.000 Mal gesagt habe „Heute müssen wir uns aber wirklich beeilen“… Der Tag beginnt also mit Stress.
Das Stressigste für mich dabei ist eigentlich mein schlechtes Gewissen. Denn – was der Rest der Familie nicht weiß – bevor ich mich um 7 Uhr aus dem Bett quäle, habe ich den Snooze-Button meines Weckers bereits 3-4 Mal (= 30 Minuten lang) gedrückt.
Da kann der Frühling kommen wie er will – ich stehe morgens nicht gerne und auch nicht schnell auf. Wenn mein Wecker also um 6.30 klingelt, schaffe ich es selten, vor 7 aufzustehen.
Snooze-Button-Nutzer = Loser !?!
Das Interessante ist, dass ich auf facebook und anderen Kanälen immer wieder Tipps und Listen dazu gelesen habe. Und die EINE Nachricht, die bei mir hängen blieb, war: „Erfolgreiche, fleißige Menschen kennen keinen Snooze-Button.“ Echt? Mist. Okay. Dann probiere ich das nochmal. Kann ja nicht so schwer sein.
Und ehrlich: ich habe es probiert!!! Ich habe mir bestimmt 20 Mal in den letzten Monaten ganz klar vorgenommen: „Morgen! Da verzichte ich aber sowas von auf den Snooze-Button und springe direkt und fröhlich aus dem Bett.“ Ganz sicher!
Am nächsten Morgen: 6.30 – klingel – SNOOZE – klingel – SNOOZE – klingel … 7 Uhr.
Vergiss es.
Kann ich mir eine erfolgreiche Zukunft also direkt in die Haare schmieren?? Natürlich nicht. (Oder wenn doch, liegt es zumindest nicht an meiner mangelhaften Morgen-Routine ;-))
Die, die mich schon länger kennen, wissen, was ich in solchen Momenten mache: Ich gehe in mich und versuche, MEINE Lösung zu finden.
Dafür habe ich folgende Annahmen hinterfragt:
1. Ist der Snooze-Button (also das langsame Aufstehen) wirklich so schlimm??
2. Ist es von der Natur tatsächlich so vorgesehen, dass ich – Anke Fehring – nicht regelmäßig vor 7 aufstehen kann?
Diese Annahmen habe ich in Frage gestellt und eine neue Routine ausprobiert:
Ich stelle den Wecker auf 6, snooze so lange ich möchte (also die halbe Stunde, die ich immer snooze) und stehe dann auf.
Und ihr werdet’s nicht glauben: Es ist fantastisch.
Ob das an REM-/ Traum- oder was weiß ich für –Phasen liegt – kein Ahnung! Aber das Aufstehen fällt mir auf diese Weise längst nicht mehr so schwer! Und morgens ist es plötzlich so entspannt, dass ich manchmal MINUTENLANG nicht weiß, was ich machen soll. (Und das passiert in meinem Alltag wirklich sehr selten…)
Als Coach möchte ich ja immer einen Erkenntnisgewinn haben. Und da stelle ich mir in diesem Fall die Frage: Warum habe ich in diesen ganzen Beiträgen, Tipps und Tricks, die ich zum Thema Morgenroutine gelesen habe, immer nur diese eine Message gehört: „Wer den Snooze-Button benutzt, ist ein Loser…“??
Vermutlich deswegen: Diese Message ging konform mit einer kritischen Stimme in mir, die sagte: „Jetzt versuchst Du seit Wochen, morgens den Stress rauszunehmen, und DU SCHAFFST ES NICHT! LOSER!!!“
Alles, was ich gelesen habe, passte also in dieses (Selbst-) Bild: Wenn Du nicht schaffst, was Du Dir vornimmst, dann bleib doch am besten gleich liegen… (Ziemlich fies eigentlich!!!)
Ich vermute übrigens, es gab in der ganzen Zeit bestimmt genauso viele Beiträge, die meine Snooze-Button-Leidenschaft unterstützt hätten! Aber die habe ich nicht gelesen oder gar nicht erst wahrgenommen. Stattdessen habe ich nur die wahrgenommen, die meinem „inneren Saboteur“ entsprachen…
Das Gleiche gilt übrigens auch für viele andere Themen: Fitness, Abnehmen, Projekte zuende bringen, weniger Stress, mehr schaffen in weniger Zeit etc.
Wir setzen uns innerlich bestimmte (strenge) Standards und nehmen um uns herum nur noch die Messages wahr, die diese gleichen Standards herumposaunen. Und fühlen uns von Tag zu Tag schlechter…
Aber genau DAS können wir stoppen!!
Wir können nämlich UNSEREN Weg finden.
Indem wir…
1. …. unsere Ziele klar formulieren (in meinem Fall: meine Morgenroutine weniger stressig gestalten)
2. … unsere Bedürfnisse auf diesem Weg wahrnehmen (das langsame Aufstehen AKA der Snooze-Button)
3. … neue Routinen/Gewohnheiten ausprobieren, die zu UNSEREM Ziel und unseren Bedürfnissen passen (6 Uhr aufstehen, um genug Zeit zum Snoozen zu haben)
4. … auf dem Weg vergessen, was andere Menschen für Routinen haben und was angeblich „richtig“ und „am besten“ ist.
Jetzt bist Du an der Reihe!
Welches Ziel würdest Du gerne erreichen?
Welche Bedürfnisse hast Du dabei?
Welche neuen Wege könntest Du hierfür gehen?
Welche Stimmen in Dir und um Dich herum musst Du hierfür „abschalten“?
Ich bin gespannt auf Deine Antworten...