Ich werde immer wieder gefragt, warum ich mache, was ich mache. Warum ich als Coach arbeite, warum ich einen Blog schreibe, warum ich einen Selbst-Coaching-Kurs anbiete mit dem Titel „Was willst Du wirklich?“ … und auch, warum ich glaube, mit meinen 35 Jahren „schon“ alt genug zu sein, um anderen Menschen in diesen essentiellen Fragen zur Seite zu stehen… 😉
Das Schöne für mich an diesen Fragen ist, dass sie mich nicht (mehr) verunsichern. Ich weiß heute, was ich weiß, was ich kann und warum ich das tue, was ich tue.
Denn ich habe schon ein Leben hinter mir.
In meinem ersten Leben glänzte ich nach außen, während ich nach innen immer mehr zweifelte.
In meinem ersten Leben konnte ich nicht unterscheiden zwischen dem, was andere von mir erwarteten bzw. was ich glaubte, was andere von mir erwarten könnten, und dem, was ich wirklich wollte.
In meinem ersten Leben wusste ich nicht, was es bedeutet, bei sich selbst zu sein.
Ich merkte lange nicht, wie schlecht es mir ging.
Bis ich eines Tages einen absoluten Tiefpunkt erreichte. Ich war in der Talsohle angekommen. Alle Freude war weg.
Natürlich habe ich mir viele Gedanken darüber gemacht, wie es so weit kommen konnte.
Ich könnte viele „äußere“ Umstände aufzählen, die zu dieser Traurigkeit vermutlich beigetragen haben. Die Scheidung meiner Eltern, die zu nahe Mutter, komplizierte Familienverhältnisse….
All das hat bestimmt auch seinen Platz in dieser Geschichte.
Aber was hätte es mir genutzt, anderen einen Vorwurf zu machen? Ich hätte meine Verantwortung abgegeben und damit auch die Möglichkeit, mein Leben neu in die Hand zu nehmen.
Stattdessen habe ich die Verantwortung übernommen und mich Schritt für Schritt in ein neues Leben vorgearbeitet.
In ein Leben, in dem ich mich selbst ernst nehme und auf mich achte.
In ein Leben, das ich nach meinen Wünschen und Bedürfnissen gestalte.
In ein Leben, in dem ich gesunde Beziehungen führe, weil ich meine Grenzen bewusst wahrnehme und auch für sie einstehe.
Ich wünschte, ich könnte Euch von einer Wunderpille berichten, die ich nahm und mit der es mir von heute auf morgen besserging. Dem ist aber leider nicht so…
Aber wenn ich meinen Weg in zwei Erkenntnissen zusammenfassen müsste, dann wären es diese:
# 1 Lass Veränderungen in Dir zu.
Was für mich auf dem Weg in mein neues Leben vielleicht am schwierigsten war, war die Erkenntnis, dass ich mir meinen ganzen Weg mit Argumenten, falschen Zielen und – ja – Worten selbst zugemüllt hatte.
Ich hatte z.B. mein Studium abgebrochen (oder auf Eis gelegt) und konnte 10.000 gute Argumente dafür finden, warum es nicht das Richtige für mich war, warum ich etwas anderes machen müsse etc. Meine Eltern unterstützten mich auch, ließen mich machen.
Die Wahrheit war, dass ich einfach nicht wusste, was ich wollte und mich in meiner Studienstadt zunehmend unwohl fühlte. Anstatt das so zu formulieren und eine Lösung zu finden, fand ich kluge Worte, um zu fliehen…
Als eine sehr gute Freundin mich ein paar Monate später vorsichtig fragte, ob ich das Studium nicht doch einfach zu Ende machen will, fiel es mir wahnsinnig schwer, von meinem hohen „Ich-weiß-was-am-besten-für-mich-ist“-Ross herunterzusteigen und zu sagen: „Weißt Du was? Ich glaube, das ist eine sehr gute Idee, denn eigentlich weiß ich gar nicht, was ich sonst machen soll…“ Hab ich so natürlich nicht gesagt 😉 Aber ich habe das Studium letztlich (von einem anderen Ort aus) zu Ende gemacht und bin heute wahnsinnig froh darum.
Was ich damit sagen will: Manchmal werfen wir uns selbst Steine in den einen Weg, weil wir uns so versteift haben darauf, dass der andere der richtige für uns ist. Weil wir es allen anderen gesagt haben und irgendwann auch selbst daran glauben wollten.
Aber Dinge ändern sich, unsere Sichtweisen ändern sich, wir verändern uns.
Und das ist gut so!
Das Schlimmste, was wir machen können, ist, Dinge durchzuziehen, die unter heute keinen Sinn mehr in unserem Leben haben.
#2 Finde heraus, was Du wirklich willst.
Mein Label heißt nicht umsonst „Worauf warten wir?“, denn ich habe den dazugehörigen Blog wenige Monate nach dem Tod meiner Mutter gestartet.
Unser Leben ist endlich. Punkt. Es lohnt sich nicht, den falschen Träumen hinterherzulaufen.
Damals, in der Talsohle, schickten mich meine Eltern zu einer Therapeutin. Leider erinnere ich mich kaum noch daran.
Aber ich weiß, dass ich nur drei Mal dort war. Und jedes Mal gab sie mir „Hausaufgaben“ auf – ich sollte über meine Situation SCHREIBEN. Sie merkte, dass ich das Schreiben liebte. Drei Gespräche und viele Seiten der Selbst-Reflexion später sagte sie zu meinen Eltern:
„Es ist wichtig für Anke, dass sie es von hier selbst schafft.“
Jeder von uns kennt diese Phasen, in denen die Welt um uns herum etwas grauer aussieht als sonst. Phasen, in denen um uns herum das Chaos ausbricht oder sogar in uns drin.
Das sind deutliche Zeichen, dass es Zeit ist, etwas zu verändern in unserem Leben.
Bedürfnisse wollen gelebt, Wünsche erfüllt und neue Ziele verfolgt werden.
Ich freue mich heute, dass ich die Kurve gekriegt habe und mich meines Lebens, meiner Tätigkeiten und Beziehungen wieder freuen kann.
Es war ein langer Weg bis hier hin. Ich habe viele Jahre an mir gearbeitet und tue es weiterhin, weil mich dieser Weg – so beschwerlich er ist – fasziniert.
Viele dieser Schritte schaffen wir alleine.
Aber manchmal braucht es den richtigen Impuls zur richtigen Zeit.
Diese Impulse habe ich an vielen Stellen meines Weges bekommen, manchmal zufällig, manchmal, weil ich sie aktiv gesucht habe.
Sie kommen in Form von Gesprächen, Texten, Büchern, Kursen, Coachings, Interviews, Zitaten…
Heute freue ich mich, wenn ich Menschen diese Impulse für ihren Weg geben kann, denn jeder hat ein zweites Leben verdient.