Ich bin eine Neun. Und Du?

Aug 31, 2014

Ich bin eine Neun. Und Du?

Aug 31, 2014

Warum fühle ich so und nicht anders? Warum brauche ich für einige Entscheidungen so lange, während ich andere Entscheidungen ganz schnell treffen kann? Warum machen mich bestimmte Dinge wütend, während die Menschen um mich herum dabei vollkommen cool bleiben?
Dass alle Menschen unterschiedlich sind, ist klar. Aber um unsere jeweiligen Besonderheiten im Detail besser begreifen zu können, gibt es Modelle. Mit einem davon beschäftige ich mich seit einiger Zeit sehr intensiv. Es heißt „Enneagramm“ und unterscheidet neun Persönlichkeitstypen:

Bauch-, Kopf- und Herzzentrum…

Die Typen 8 – 9 – 1 gehören dem Bauchzentrum an. Das bedeutet: sie sind Instinkttypen und fühlen sich (bei Entscheidungen, Bewertungen etc.) in ihrem Bauch am wohlsten.

Die Typen 2 – 3 – 4 sind Herztypen. Bei ihnen stehen die Gefühle im Vordergrund. Sie nehmen die Welt primär aus dieser emotionalen Ebene wahr.

Die Typen 5 – 6 – 7 sind Kopftypen. Sie begegnen der Welt zunächst einmal über den Kopf. Über das Denken.

Wenn ich hier in meinem Blog über mein Gedankenkarussell berichte, dann könnte man ja meinen, ich gehörte den Kopftypen an. Dem ist aber nicht so. Obwohl ich durchaus gerne denke 😉

Aber ich bin definitiv eine 9. Ein Instinkttyp. Ich treffe Entscheidungen am liebsten (und am besten) aus dem Bauch heraus.

Jeder Typ hat seine typischen Strukturen. Strukturen, in denen wir seit Jahren und Jahrzehnten leben, in denen wir uns wohl fühlen, weil sie uns vertraut sind. Aber in der einen oder anderen Weise limitieren sie uns auch.

Die Nummer 9 gilt zum Beispiel als „friedliebender Vermittler“. Das hat viele positive Seiten: sie ist ein besonders diplomatischer Typ, sorgt dafür, dass sich alle wohl und verstanden fühlen, sorgt für Balance und vermittelt zwischen Menschen und Positionen.

Gleichzeitig ergeben sich aus diesem Harmoniebedürfnis aber auch Herausforderungen. Denn auf der Suche nach der – für alle und alles – besten Lösung, kann es zu einer gewissen Entscheidungsschwäche kommen.

Viele Optionen werden zur Belastung.

Wenn es mir nämlich nicht so gut geht, wenn ich Stress habe, kann mich genau dieses Harmoniebedürfnis bei einer Entscheidungsfindung behindern. Was ist die optimale Lösung? Wem trete ich auf die Füße, wenn ich mich für A entscheide? Wer leidet, wenn ich B mache? Wie werde ich mich bei Option C fühlen? Wenn dann auch noch Optionen D, E und F ins Spiel kommen, wird’s echt stressig.

Im Stress wandern Neunen in den Kopf. Das passiert ganz automatisch.

Anstatt also in solchen Situationen – wie ich es am liebsten mache – aus meinem Bauch heraus zu entscheiden, wäge ich im Kopf alles immer und immer wieder ab. Und dabei kann ich eigentlich nicht gewinnen. Denn welche Entscheidung im Leben ist schon – alternativlos – vollkommen optimal für alle Beteiligten? Alles hat seine Vor- und Nachteile. Und manchmal muss man eben in Kauf nehmen, dass eine Lösung suboptimal ist. Auch für andere. Für eine Neun ist nämlich die Vorstellung, dass sie eine Entscheidung trifft, die für andere suboptimal ist, sehr viel schlimmer, als wenn sie selbst dabei zu kurz kommt.

Das Enneagramm hilft mir gerade sehr bei dem Bewusstmachen dieser Automatismen… Das ist nicht immer ganz einfach, aber es hilft!

Denn ich habe ja Möglichkeiten.

Wenn ich mir klar mache, dass ich mich in Stress-Situationen mit Entscheidungen sehr schwer tue, weil ich ein extremes Bedürfnis habe, alles für alle optimal zu gestalten, und weil ich bei dieser aufwändigen Suche nach der optimalen Lösung in den Kopf wandere – dann kann ich bewusst zurück in den Bauch gehen, auf mich hören und intuitiv entscheiden. Das ist leichter gesagt als getan, aber es ist möglich.

Jeder Typ hat seine Themen.

Während Harmoniebedürfnis und die daraus entstehende Entscheidungs-Problematik ein typisches 9er-Thema ist, haben andere Typen andere Themen. Kein Typ ist besser oder schlechter als der andere. Auch das Bewusstsein darum hilft.

Perfektionismus, Ängste, Image und Imageverlust – das sind z.B. Themen, die bei anderen Typen häufig vorkommen. Auch hier hilft die Bewusstmachung, um nach und nach aus den Strukturen auszubrechen. Ich kann nur empfehlen, sich hiermit zu beschäftigen, auch wenn’s nicht immer einfach ist…

Dass ich eine Neun bin, wusste ich übrigens bei einem Enneagramm-Workshop innerhalb weniger Sekunden. Schnell und intuitiv. So wie ich’s am liebsten hab 🙂

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