Selbstbild – Fremdbild – Profilbild

Sep 10, 2014

Selbstbild – Fremdbild – Profilbild

Sep 10, 2014

Für meine Coaching-Website brauchte ich neulich Fotos von mir… Ich formuliere es mal vorsichtig: ein Foto-Shooting ist nicht unbedingt das, wofür mein Herz schlägt. Ich mache mir nicht gerne lange Gedanken darum, was ich anziehe, wie meine Frisur am besten sitzt und welche Schminke ich auftrage… Kurzum: ich war ziemlich aufgeregt und außerhalb meiner Komfortzone.

Nun hatte ich aber zwei große Vorteile: 1. eine wahnsinnig sympathische Fotografin, die es mir sehr leicht gemacht hat, mich dabei wohl zu fühlen – und 2. die „einfache“ Aufgabe, so authentisch wie möglich auszusehen. Denn wer einen Coach sucht, möchte normalerweise einfach wissen, „wie die so ist“…

Tja, und genau da fing das Problem an: Wie bin ich denn so? Und wie um Himmels Willen sehe ich authentisch aus?

Kann man überhaupt VORSÄTZLICH Authentizität erzeugen, oder ist das eine contradictio in adiecto?

Natürlich kann ich hier und jetzt direkt preisgeben, dass das mit der Suche nach dem authentischen Bild sowieso erst mal vorbei ist, wenn die Fotos auf dem Laptop vor einem liegen. Denn dann setzt natürlicherweise die Eitelkeit ein – Komfortzone hin oder her.

Ich verziehe vielleicht oft meinen Mund so seltsam und gucke skeptisch drein, aber das muss ich jetzt nun wirklich nicht auf meine Website stellen. Und die „Lachfotos“ sind zwar sehr authentisch, aber was sollen denn die Leute denken…

Wenn die Eitelkeit der erste Feind eines „authentischen Profilbildes“ ist, weil sie um Optimierung des Selbstbildes bemüht ist, dann ist der Verstand ein weiterer Feind. Denn der Verstand bezieht in seine Auswahl eine bestimmte Wirkung beim Betrachter mit ein: das Fremdbild. Und die Zeit, in der dieses ständige Hinterfragen des eigenen Fremdbildes exklusive Aufgabe von Marketing- und PR-Abteilungen war, ist LÄNGST vorbei.

Im Social Media Zeitalter sind wir umgeben von Profilfotos. Bei facebook, twitter, skype und what’s app wechseln Menschen wöchentlich ihre Portraits. Ganz zu schweigen von täglichem oder stündlichem Fotoaustausch auf instagram etc..

Die meisten „User“ verkaufen keine Produkte oder Dienstleistungen, und trotzdem schwingt doch tagtäglich und immer offensichtlicher eine Art Publikum mit.

Wie sehen mich die anderen? Wie möchte ich von den anderen gesehen werden?

Identitätsfragen, die sich vor allem Jugendliche heutzutage in viel größerem Maße stellen müssen als wir „früher“. Und leider sind diese Fragen (zunächst) sehr reduziert auf eine „visuelle Identität“…

Aber zurück zu meinen Fotos: Sie sollten schon einen gewissen professionellen Auftrag haben. Im besten Falle. Eine mögliche Wirkung meiner Fotos auf ein (potentielles) „Publikum“ abzusehen ist aber ein wirklich schwieriges Unterfangen. Denn über die social media Kanäle kann ich Hunderte oder Tausende von Menschen erreichen. Woher soll ich wissen, was die alle denken, wenn sie mein Foto sehen???

Es genügt ja ein einfaches Experiment im engsten Freundes- und Familienkreis: Zehn Personen habe ich meine Fotos vorab gezeigt. Ergebnis?

10 Betrachter, 150 Fotos – die Schnittmenge der ausgewählten Fotos lag bei ungefähr 1,3…

Tja, also was tun?? Welchem Selbst- oder Fremd-Bild entspreche ich, wenn ich die Fotos X und Y aussuche? Und wen versuche ich mit Bild Z anzusprechen? Es wird sicherlich Marktforschungsstudien zu diesem Thema geben, aber diese alle durchzuackern oder selber welche in Auftrag zu geben, stünde jetzt nicht mehr so richtig in Relation zur Auswahl meines facebook-Profilbildes…

Als Instinktmensch habe ich mich also letztlich auf mein Bauchgefühl und mein Auge verlassen. Vielleicht ist das ja das Authentische dabei: dass ich am Ende auswähle, was ich am schönsten finde. Und worin ich mich am meisten erkenne. Was bleibt mir anderes übrig?

Neulich habe ich ein Feedback zu meiner Website bekommen: „Das ist Anke!“ Ich finde, das klingt sehr authentisch. Was genau die Betrachterin damit meinte, weiß ich allerdings nicht. Ich habe vorsichtshalber auch nicht gefragt…

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